Arbeitsgemeinschaft Weinheimer Initiative

Die Arbeitsgemeinschaft Weinheimer Initiative ist ein Zusammenschluss von über 20 Städten und Landkreisen und zahlreichen weiteren Akteuren. Sie steht für Konzept und Praxis Kommunaler Koordinierung bei der Gestaltung der Übergänge Schule – Arbeitswelt „vor Ort“.  Die Arbeitsgemeinschaft sieht für sich zwei zentrale, miteinander eng verbundene Aufgaben: sich „anwaltschaftlich“ für die Anerkennung von Kommunaler Koordinierung und gute und förderliche Rahmenbedingungen einzusetzen, und die fortlaufende Verbesserung der lokalen Praxis zu unterstützen.

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Aufrechterhaltung der Beratungsarbeit bei Job Central e.V. (Weinheim) in Zeiten von Corona (Stand 7.4.2020)

Kommunale Koordinierung im Corona-Modus, 11.05.2020

Seit der Schließung der Schulen am 17. März entfallen die Sprechstunden von Job Central Mitarbeiter*innen an allgemeinbildenden Schulen (WRS, RS, GMS) und an beruflichen Schulen (AV dual, VABO, 2 BFS). Persönliche Beratungstermine in den Räumlichkeiten der Beratungsstelle werden nicht mehr vergeben. Die Mitarbeiter*innen arbeiten im homeoffice, jeweils eine Mitarbeiter*in ist regelmäßig in den Räumlichkeiten der Beratungsstelle. Die Lern-Praxis-Werkstatt wurde am 17.03. für die Teilnehmenden vorübergehend bis 19.4. geschlossen. Auch hier ist ein Mitarbeiter regelmäßig im dortigen Büro. 

Alle Teilnehmer*innen, mit denen bisher gearbeitet wurde und ein entsprechender Kontakt besteht, wurden angerufen und persönlich über die Situation informiert. Die Unterstützung und Beratung der Jugendlichen erfolgt seither weiterhin über Telefon, email, Messenger- Dienste etc. 

Was wir aktuell (bis zum 19.4.) tun: 

  1. Kontakt halten und Jugendliche weiterhin unterstützen 
  2. Konzeptionelle Arbeiten, Vorbereitung von Unterlagen, Dokumentation 
  3. Lern-Praxis-Werkstatt näht Atemmasken für GRN Klinik und stellt Schutzvorrichtungen her 
  4. Abbau von Überstunden /Urlaub nehmen (vielfach bereits geplant für die Osterferien)  

1. Kontakt halten 

Gerade in Zeiten der Unsicherheit, wie momentan aufgrund der Ausbreitung des Corona Virus, ist es wichtig den Kontakt zur Zielgruppe aufrecht zu erhalten und Unterstützungsangebote bereitzustellen. Die Zielgruppen unserer Angebote (- Jugendliche in schwierigen sozialen und persönlichen Lebenssituationen; Jugendliche, die von Schulabbruch bedroht sind; schwer erreichbare Jugendliche; Jugendliche ohne klare (berufliche) Orientierung) sind durch Maßnahmen der sozialen Distanzierung besonders betroffen. Deshalb haben wir folgende Maßnahmen angestoßen, um einen möglichst engen Kontakt zu den Zielgruppen aufrechtzuerhalten:

  •  Regelmäßige Anrufe
    Wichtig für unsere Zielgruppen ist eine verlässliche und von Vertrauen geprägte Beziehung. Die regelmäßige und ununterbrochene Betreuung durch unsere Mitarbeiter*innen ist Grundbestandteil, auch in dieser Zeit. Zu jedem Teilnehmenden wird regelmäßig (2-3 Mal wöchentlich) Kontakt aufgenommen, um sich telefonisch oder per mail oder Sprachnachricht über die Gesamtsituation auszutauschen und Beratung anzubieten.

    Die mit den teilnehmenden Jugendlichen vereinbarten Ziele werden ständig abgeglichen, überprüft und ggf. angepasst. Notwendig hierfür ist die Begleitung der selbstständig durchgeführten Schritte und deren Dokumentation. Hierbei werden auch Arbeitsaufträge für die Teilnehmenden vergeben.

    Häufige Themen die hier bearbeitet werden sind: generelle Klärung von Fragen, Informationen über Beruf, Beratung bei Entscheidungsfindung (z.B. Schulwahl), Unterstützung beim Abändern der Bewerbungsunterlagen oder Neuerstellung sowie Klärung der technischen Komponente/Hardware, Vorstellungsgespräche führen/üben/Fragen besprechen, Unterstützung beim Bewerben per E-Mail (oft keine Grundkenntnisse, müssen per Telefon vermittelt werden, Schritt für Schritt), Unterstützung bei der Verwendung von Lehrstellenbörsen, Psychosoziale Beratung, Motivation und die Weiterverfolgung der vereinbarten Ziele. 

  •  Wegfall der Tagesstruktur
    Bestehende Unterstützungsangebote z.B. Kompetenzagentur, Werkstatt Schule, Stadtjugendring, Schule, können nicht mehr besucht werden aus diesem Grund ist die Unterstützung beim Erarbeiten einer neuen Tagesstruktur von großer Bedeutung. Ebenso motivieren die Mitarbeiter*innen die TN sich nicht „gehen zu lassen“ (psychosoziale Beratung)
     
  •  Niederschwellige Kontakte über Messangerdienste  
    Von Vorteil ist, dass diese Kontaktewege bereits aufgebaut und genutzt wurden. Die TN müssen sich nicht mit neuen Formen auseinandersetzen oder sich daran gewöhnen. Die Erreichbarkeit ist in vollem Umfang gewährleistet.

    Gewohnte Formen der Kontaktaufnahme mit der Zielgruppe sind: Posts (Ermutigung, Infos, Stelleninfo, Humor), Sprachnachrichten (häufig genutzt), Bilder/Links zu Stellenangeboten verschicken, Links und Informationen verschicken zur Vorbereitung auf ACs/Einstellungstests/gute Bewerbungsbildmuster, Screenshots 

  •  Kontakte per Email
    Die Kontakte per Mail dienen vor allem dazu, über das aktuelle Beratungsangebot zu informieren (Info für TN von denen keine Handynummer vorhanden ist), sich nach dem aktuellem Stand der TN zu erkundigen, bzw. Beratungsbedarf zu erfragen, Stellenan-zeigen zu senden, Bewerbungsunterlagen zu schicken zur selbstständigen Weiterverar-beitung, Formatierung weitergeleiteter Dokumente für die Einarbeitung in die Bewer-bungsmappe, Arbeitsaufträge zu versenden, Vorlagen zur Erstellung von Lebensläufen und Bewerbungsanschreiben sowie Informationsmaterial zu Vorstellungsgesprächen und Einstellungstests zu versenden.

  •  Kontakt über Bewerberboard
    Über unser Bewerberboard haben die TN Zugriff auf ihre Unterlagen und können diese selbstständig bearbeiten und herunterladen. Getroffene Vereinbarungen werden verschriftlicht (TN und Berater*inn kann dann darauf zurückgreifen, Informationen gehen nicht verloren) Die Kontinuität des Beratungsprozesses wird somit gewährleistet. 

  •  Internetzugang
    Es ist zu prüfen ob jede/r TN einen Internetzugang hat. Das stellt aktuell noch eine Herausforderung dar. Auch ist die individuelle Ausstattung mit Hardware bei einigen TN ein Problem. Wir prüfen gerade unterschiedliche Möglichkeiten der Zur-Verfügung-Stellung.
     
  •  Information und Aufklärung
    Die Informationsquellen unserer Zielgruppe sind das Internet und die Peergroups. Ein Austausch außerhalb dieser Quellen ist eher selten. Die Qualität der Informationen oftmals sehr fragwürdig. Da die Zielgruppen sich eher nicht richtig informieren, übernehmen wir einen Teil an regelmäßigen Informationen über z.B. Messenger-Dienst:
     
    •  durch aufbereitete Infos zum Corona-Virus, zu Infektionskrankheiten, zu "Social Distancing" und "Flattening the Curve", aber auch zu lokalen und regionalen Maßnahmen und Verordnungen sowie zu guten Informationsquellen.
    • durch Hinweise auf gute Informationsquellen, also seriöse Nachrichtenportale und v.a. zum Umgang mit Fake News, die auch selbst zusammengestellt und zielgruppengerecht aufbereitet werden.
    • Unterstützung bei Kontakten zu Agentur für Arbeit und Jobcenter (oder anderen Ämtern), v.a. wegen Leistungen. 

  •  Kontakt mit betreuten Schulen
    Obwohl die Schulen offiziell geschlossen sind halten die Mitarbeiter*innen den Kontakt mit Klassen- und Berufsorientierungs-Lehrer*innen um das Beratungsangebot von Job Central trotz Schulschließung bei den Eltern zu bewerben (Klassen 8-10). Konzepte werden mit Lehrer*innen besprochen und ausgearbeitet. Klärung von Aufnahmekriterien für weiterführende Schulen mit Lehrer*innen geklärt. 

  •  Kontakt mit Netzwerkpartnern/Eltern
    Hier ist vor allem der Austausch mit der Agentur für Arbeit wichtig, um Jugendliche nach Wiederöffnung zielgerichtet zu unterstützten. Aktuelle Informationen können direkt an Netzwerkpartner und TN weitergegeben werden.
    Der Kontakt zum Bildungsbüro wird genutzt um TN und Eltern über bestehende Beratungsangebote von JC zu informieren. Manchmal ist die Weitervermittlung der Jugendlichen an Netzwerkpartner z.B. Ikubiz, Frauenhaus usw. notwendig. Ebenso erfolgt der Austausch der Kooperationsgruppen per WhatsApp (z.B. KoopBors) 

    Der Kontakt mit Eltern und Betreuern zwecks Abstimmung ist wichtig, damit die TN alle Unterstützung erhalten, die sie benötigen. Eltern sind dankbar für Informationen, die dazu beitragen ihre Kinder zu unterstützen. 

 

2. Konzeptionelles Arbeiten 

Die Mitarbeiter*innen nutzen die Zeit für konzeptionelle Arbeiten wie z.B.:  

  •  Reflexion der eigenen Handlungsansätze und Beschreiben von Erfolgsfaktoren und Herausforderungen (u.a. als Vorbereitung für Tätigkeitsberichte) 
  •  Recherchen und konzeptionelle Überlegungen zu aktuellen und künftigen Themen und Herausforderungen wie z.B. Zunahme psychischer Erkrankungen, Förderung der Praktikumsreife, Ideen für neue Praktikumsformen, Angebote für Schulabstinenz und „Schulschwänzer“ etc 
  •  Optimierung von Bewerbungsunterlagen und Suche nach Stellen für TN (sofern ein Angebot vorhanden ist)
  •  Pflege der Datenbank-Datensätze
  •  Pflege der TN Dokumentation 

 

Erste Überlegungen dies sich aus der „Krisensituation“ heraus ergeben haben 

  •  Aktuell veränderte Kommunikationsform ausbauen oder verstärkt einsetzen um z. B. TN, die weiter weg wohnen besser beraten zu können 
  •  Prüfen ob eine App wie die von der Agentur oder Talenthero nicht auch für unsere Angebote denkbar und zeitgemäßer ist, weil die Jugendlichen über ihr Smartphone besser erreichen bar sind. Viele TN haben keinen Zugang zu Schreibprogrammen oder PC. 
  •  Workshopinhalte digital anbieten 
  •  Live-Chat 
  •  Veränderte Kommunikationsform im Team (Skype) 

 

3. Angebote der LPW 

Die Mitarbeiter*innen der Lern-Praxis-Werkstatt halten Kontakt zu allen bisherigen Teilnehmer*innen. Es werden Pläne erarbeitet, wie ein schrittweises Anlaufen des Betriebes (nach Ostern?) geschehen kann etwa im Hinblick auf Abstand halten, kleine Gruppen etc. 

Aktuell beteiligen sich die Mitarbeiter*innen der Lern-Praxis-Werkstatt in zwei Schichten und unter Einhaltung des Mindestabstands (von 1,5-2 Metern) an der Herstellung von Schutzmasken (Atemmasken nähen für das GRN Klinikum) und Schutzvorrichtungen (Gestelle aus Holz und Plexiglas als Schutz für Bäckereigeschäfte etc) 

4. Überstunden und Urlaub abbauen 

Die Mitarbeiter*innen bei Job Central wurden angewiesen, ihre Überstunden abzubauen und Urlaub (- den für die Osterferien geplanten Jahresurlaub) zu nehmen. 

Mit all diesen Maßnahmen versuchen wir bei Job Central, die Beratung und Unterstützung der Jugendlichen in dieser Zeit aufrecht zu erhalten und die Arbeitszeiten der Mitarbeiter*innen produktiv zu nutzen. 

Jürgen Ripplinger, Brigitte Weichert, Sabine Beckenbach
Weinheim, 07.04.2020