Arbeitsgemeinschaft Weinheimer Initiative

Die Arbeitsgemeinschaft Weinheimer Initiative ist ein Zusammenschluss von über 20 Städten und Landkreisen und zahlreichen weiteren Akteuren. Sie steht für Konzept und Praxis Kommunaler Koordinierung bei der Gestaltung der Übergänge Schule – Arbeitswelt „vor Ort“.  Die Arbeitsgemeinschaft sieht für sich zwei zentrale, miteinander eng verbundene Aufgaben: sich „anwaltschaftlich“ für die Anerkennung von Kommunaler Koordinierung und gute und förderliche Rahmenbedingungen einzusetzen, und die fortlaufende Verbesserung der lokalen Praxis zu unterstützen.

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Hoyerswerda - Stadt lebenspraktischer Bildung

Stefan Skora, Oberbürgermeister der Stadt Hoyerswerda und einer der Sprecher der Arbeitsgemeinschaft Weinheimer Initiative, 27.09.2013

Stefan Skora, Oberbürgermeister der Stadt Hoyerswerda und einer der Sprecher der Arbeitsgemeinschaft Weinheimer Initiative, hielt am 30. Juli 2013 im Stadtrat eine grundsätzliche Rede zum Stellenwert von Bildung in seiner Stadt. Hier der Wortlaut:

 

Oberbürgermeister Stefan Skora

Grundsatzrede „Bildung“ Stadtrat Hoyerswerda am 30.07.2013


Es gilt das gesprochene Wort

1. Abschnitt: Grundsätzliche Ziele und Selbstverständnisse


Sehr geehrte Damen und Herren,

In den letzten Wochen wurde ich verschiedentlich zu ganz unterschiedlichen Aspekten angesprochen, die aber immer um das Thema Bildung kreisten, so z.B.
anlässlich der Umbenennung der Mittelschulen und Oberschulen, oder auch von Eltern, die ihre Kinder auf einen guten Bildungsweg bringen wollen, bei der Betrachtung der Ergebnisse des Familienkompasses der Sächsischen Zeitung, aber auch im Rahmen der Arbeitsgemeinschaft Weinheimer Initiative, bei der ich neben meinem Weinheimer Kollegen Sprecher bin. Bildung ist also ein Thema, das vieles und viele Menschen berührt. Ich nehme dies zum Anlass, an dieser Stelle nun etwas grundsätzlicher zur „Bildung in Hoyerswerda“ Stellung zu beziehen.

„Hoyerswerda ist eine Stadt im Wandel. Bildung ist Fundament und Motor für diesen Wandel.“

– so beginnt die Beschreibung des Bildungsprofils unserer Stadt, das in der Rubrik „Bildung“ auf unserer Homepage nachzulesen ist.

Und weiter heißt es dort:

„Damit dies gelingt, muss Bildung vor Ort so gestaltet sein, dass sie die Bürgerschaft und insbesondere die Heranwachsenden erreicht und ihnen nützt. Die Stadt Hoyerswerda übernimmt deshalb für die Entwicklung und Qualität der Bildung vor Ort Mitverantwortung. Kommunale Koordinierung  ist die Art und Weise, in der Mitverantwortung ausgeübt wird. Dies geschieht in enger Zusammenarbeit mit Landkreis und Staatsregierung, aber es geschieht vor Ort.  Sie ist „Chefsache“ und wird durch die Koordinierungsstelle Bildung bearbeitet.“

Was meint hier „Chefsache“? Im Rahmen unserer Ressortverteilung kümmert sich Kollege Bürgermeister Delling um alle konkreten Fragen, was Bildung betrifft. Bildung als „strategischer Baustein“ für unsere Stadt: das ist mein Anliegen und dafür stehe ich auch persönlich. Davon soll nun im Folgenden die Rede sein.
 
Worin liegt das strategische Gewicht von Bildung? Ich zitiere noch einmal aus dem Bildungsprofil:

„Bildung – im weiten und umfassenden Sinne und nicht nur als „Schule“ verstanden – war schon immer ein wichtiger Standortfaktor für Hoyerswerda. Heute und in Zukunft wird sie als Standortfaktor noch wichtiger: es sind die Menschen, die hier leben und bleiben, und jene, die wieder oder neu hierher kommen, die den Wandel machen.  Hoyerswerda hat eine sehr gut ausgebaute, vielfältige und lebendige Bildungslandschaft. Sie ist der „Nährboden“ für die Zukunft der Stadt.“  

2. Abschnitt: Was schon erreicht wurde

Vor ziemlich genau einem Jahr gab es im Abrisshaus in WK 10 – organisiert durch die Kulturfabrik – drei Wochen lang Veranstaltungen und Ausstellungen, u.a. auch zum Thema „Bildung in Hoyerswerda“  In einem dieser Räume konnte man mehr als 20 Mails nachlesen, die uns als Städten und Landkreisen aus ganz Deutschland hierzu erreichten. Für mich als Oberbürgermeister dieser Stadt war dies etwas ganz Erstaunliches: nämlich, wie viel Aufmerksamkeit und Anerkennung wir für unseren „Bildungsaufbruch“ außerhalb dieser Stadt erhalten. Das steht – finde ich – in einem deutlichen Gegensatz zu dem Selbstbild, das wir pflegen: zu der bei uns weit verbreiteten Resignation und Selbstmitleid oder auch zum Sich Einrichten in den langsamen Schritt einer kleinen Provinzstadt. Mir persönlich geht es auch oft so, dass mir  angesichts der nicht zu knappen täglichen Schwierigkeiten und Probleme  der Enthusiasmus und die Fähigkeit, auch mal riskant „groß zu denken“ in die Zukunft hinein, abhanden zu kommen droht.

Es ist eben nicht so, dass in Sachen „Bildungsaufbruch“ in Hoyerswerda nichts geschehen wäre. Im Gegenteil: in den letzten Jahren hat es große Fortschritte gegeben, trotz aller schwierigen Rahmenbedingungen, die vor allem auf unseren städtischen Haushalt drücken.

Ich nenne nur die regelmäßigen Bildungskonferenzen, die Entwicklung von „Fit fürs Leben“ zu Lebenspraktischer Bildung, die große Zahl von Akteuren, die in unserer Bildungslandschaft zusammen arbeiten, die Kommunale Koordinierung.

Wie stark Bildung ins Zentrum unserer Aufmerksamkeit als Stadt gerückt ist, demonstriert auch unsere jetzige Homepage. Sie führt im Kopf einen eigenen Button Bildung. Der leitet auf den Text des erneuerten Handlungskonzepts Bildung der Stadt.

In unserer Stadt gibt es eine lebendige Bildungslandschaft: engagierte Kitas und Schulen, die an Modellprojekten engagiert teilnehmen, Vereine, Freie Träger und Einrichtungen, die sich einzeln oder gemeinsam an Großaktivitäten wie z.B. der „Tag und Nacht für Demokratie und Toleranz“ oder der Interkulturellen Woche beteiligen .Die Koordinierungsstelle Bildung – „meine Koordinierungsstelle“ bringt dies alles produktiv zusammen. Facettenreich spiegeln sich die Aktivitäten in der Bildungslandschaft auch in den quartalweisen Newslettern wieder. Eine gelungen Austauschplattform für die Bildungsakteure unsere Stadt ist die Veranstaltungsreihe „Bildungsakteure stäken“, in diesem Jahr mit sechs interessanten Themen und zahlreichen Teilnehmern.
Das sind sicher nur ein paar kleine Aspekte für die Lebendigkeit von Bildung in unserer Stadt, sie sind aber zugleich ein wichtiges Element zur Qualitätsentwicklung bzw. zur Qualitätssicherung im breit gefächerten Bildungssektor.

Die Art und Weise, wie in Hoyerswerda Bildung gestaltet und gelebt wird, ist durch die Geschichte und die Lage dieser Stadt geprägt:  sie vermittelt in hoher Qualität Wissen und Kompetenzen, stellt dabei die Lernenden ins Zentrum. Sie fördert, dass Menschen auch unter schwierigen Umständen nicht den Mut verlieren, sondern sich in Arbeit und Leben aktiv zurechtfinden.

Dr. Wilfried Kruse und Prof. Angela Paul-Kohlhoff aus Dortmund, die uns seit Jahren in diesem Feld freundschaftlich begleiten, haben für die Bildung, die für Hoyerswerda charakteristisch ist, die Bezeichnung Lebenspraktische Bildung vorgeschlagen. Lebenspraktische Bildung ist dann gegeben, wenn man positiv auf die folgenden Fragen antworten kann:

Haben die Kinder und Jugendlichen alle Chancen, sich im Laufe ihres Heranwachsens so zu bilden, dass ihnen in ihrem späteren Leben viele Optionen offen stehen?
Finden die Erwachsenen – auch die Älteren – ohne große Hindernisse erneut Zugang zu Bildung, wenn sie es möchten?
Ist die Bildung zugleich so praktisch, dass sie für die Lebensbewältigung nützlich ist und das Zusammenleben in der städtischen Gemeinschaft fördert?

Und in der Definition durch Frau Paul-Kohlhoff: „Unter Lebenspraktischer Bildung verstehen wir das Gesamtensemble von Lern- und Bildungsmöglichkeiten im lokalen Bildungssystem in seinen institutionellen und informellen Formen. Zielsetzung
ist dabei, dass Menschen in allen Lebensphasen ihr Leben selbstbewusst und unter Abwägung der ihnen vorausgesetzten Bedingungen gestalten können. Lebenspraktische Bildung umfasst immer die individuelle und die soziale Dimension“.

3. Abschnitt: Kommunale Koordinierung

Auf diesen Prämissen setzt das erneuerte Handlungskonzept Bildung der Stadt Hoyerswerda auf.  Es ordnet sich den Rahmen von Leitbild und Stadtmarketing ein, berücksichtigt die Rahmenbedingungen, unter denen die Stadt agieren muss, und schließt bewusst an die Arbeiten der ersten Periode mit der Überschrift „Fit fürs Leben“ an.  

Um eine solche Qualität von Bildung dauerhaft Wirklichkeit werden zu lassen, ist – davon bin ich gemeinsam mit der Arbeitsgemeinschaft Weinheimer Initiative, die ich als einer der Sprecher bundesweit mit vertrete, überzeugt, Kommunale Koordinierung ein unverzichtbares Instrument. Hiervon war an dieser Stelle schon öfters die Rede. Deshalb will ich nur noch einmal kurz zusammen fassen, wie sich dies begründet:

Kommunale Koordinierung drückt aus, dass die Städte und Kreise aufgrund ihrer Verpflichtung gegenüber dem Gemeinwohl sowohl dazu veranlasst sind als auch die Autorität haben, um als federführende Koordination im Rahmen einer lokalen Verantwortungsgemeinschaft aller einschlägigen Akteure tätig zu werden.
Kein anderer Akteur vor Ort verfügt über diese unbezweifelbare breite Legitimation – auch und vor allem gegenüber den Bürgerinnen und Bürgern. Kommunale Koordinierung ist die kommunal verantwortete Bündelung und Abstimmung von Aktivitäten, die Herstellung von Transparenz und die Entwicklung und Anwendung gemeinsam vereinbarter Qualitätsstandards für den Bereich des Übergangs von der Schule in Beruf und Arbeitswelt.
„Vor Ort“ gibt es im Rahmen von lokalen Verantwortungsgemeinschaften vielfältige mobilisierbare Handlungsressourcen, die für eine positive Gestaltung von Bildung produktiv in Anschlag gebracht werden können. Erst vor diesem Hintergrund gewinnt „Kommunale Koordinierung“ im Sinne einer federführenden kommunalen Verantwortungsübernahme im Rahmen lokaler Verantwortungsgemeinschaften ihre spezifische Bedeutung.

Was ist damit gemeint? Unser städtischer Schatz ist die große Gemeinschaft der hier engagiert arbeitenden Bildungsakteure – wobei „Bildungsakteur“ im weitesten Sinne verstanden werden soll.
 
Bildung in unserem Verständnis reicht vom Kindesalter bis ins Erwachsenenleben, von Kitas über Schulen bis zu Vereinen und Einrichtungen  in den Bereichen Kultur/ Kunst/ Sport/ Soziales/ Naturwissenschaften oder auch die Feuerwehr. Einen wichtigen Stellenwert nimmt hierbei  auch die Phase des Übergangs Schule- Beruf ein. Deshalb ist ein wesentlicher Baustein auch ein kooperatives Zusammenwirken mit Wirtschaftsunternehmen und Einrichtungen der beruflichen Ausbildung in unserer Stadt und Region. Denn: Die Heranwachsenden sind die Fachkräfte von morgen.

Das alles erfordert eine Kommunale Koordinierung - das ist bei uns in Hoyerswerda die „Koordinierungsstelle Bildung“, die mir zugeordnet ist und fachlich von der RAA Hoyerswerda-Ostsachsen ausgeführt wird.  Die RAA, das will ich hier ausdrücklich betonen, ist für uns in diesem Feld ein gänzlich unverzichtbarer  Partner.


4. Abschnitt: Worum es in der vor uns liegenden Periode geht

Die Stadt Hoyerswerda und die RAA gehören zu den Gründungsmitgliedern der Arbeitsgemeinschaft Weinheimer Initiative, die sich bundesweit für gut gestaltete Übergänge von der Schule in die Arbeitswelt stark macht. Wie gesagt: ich bin – zusammen mit dem Oberbürgermeister der Stadt Weinheim - einer der Sprecher der Arbeitsgemeinschaft Weinheimer Initiative. Dies ist nicht nur Lobby für Kommunale Koordinierung, sondern auch für bildungsaktive kreisangehörige Mittelstädte, wie wir es sind,  und Marketing für Hoyerswerda. Von der Arbeitsgemeinschaft und ihren Erfahrungen und Erkenntnissen profitiert Hoyerswerda indirekt und direkt: so fand z.B. ihr Jahresforum 2011 mit fast 150 Teilnehmern im Februar 2011 hier in der Lausitzhalle statt.

Demografischer Wandel und Mobilität, Fachkräftesicherung und das Gebot  beruflicher, sozialer, kultureller und demokratischer Teilhabe machen Bildung zu einer zentralen Zukunftsinvestition. Sie muss für alle Bürgerinnen und Bürger attraktiv und zugänglich sein: für die nachwachsenden Generationen ebenso wie für die Erwachsenen, für Zwecke der beruflichen Bildung und Weiterbildung ebenso für die Bewältigung und Bereicherung des eigenen Lebens.

Für die Städte und Kreise wird Bildung zu einem in jeder Hinsicht wichtigen Standortfaktor.  Vor diesem Hintergrund wachsen Einsicht und Interesse, zwischen dem Land und den Kommunen eine neue Etappe von Bildungspartnerschaft zu begründen.

Darüber sind wir mit Vertretern der Sächsischen Staatsregierung – gemeinsam mit dem Abgeordneten Hirche und der Freudenberg Stiftung – in einem intensiven Gespräch.

Denn: Der Freistaat fördert bei kreisfreien Städten und Landkreisen eine Koordinierung von Aktivitäten, die den Übergang von der Schule in die Arbeitswelt verbessern sollen.  In den großen Flächenkreisen des Landes käme dabei den Großen Kreisstädten – wie Hoyerswerda  aufgrund ihrer räumlichen Funktionen  eine wichtige Rolle zu, die bisher noch zu wenig im Blick ist.  Eine dort angesiedelte Bildungskoordinierung könnte neben ihrem eigenen Aufgabenfeld zugleich als Gelenk  zwischen der Ebene des Kreises und sozialräumlichen Ansätzen wirksam an den Verknüpfungen arbeiten.    

Die Stadt Hoyerswerda und der Kreis Bautzen bieten sich als Modellraum aus verschiedenen Gründen an. Es ist zum eine die vergleichsweise schwierige wirtschaftliche  „Randlage“ dieses Kreisgebiets und die damit verbundenen Problematiken, die für eine besondere Aufmerksamkeit sprechen. Aussichtsreich ist ein Modellvorhaben dort aber vor allem aufgrund der langjährigen Entwicklungsarbeiten, die schon geleistet wurden und die eine sehr gute Grundlage bilden.  Wir hoffen, dass wir zeitnah mit dem Freistaat zu einem positiven Ergebnis gelangen.

Welche Ziele und Aufgaben stellen sich für heute und die nächsten Jahre?

Die mit dem Handlungskonzept Bildung  bezeichnete, nun beginnende neue Periode der Bildungskoordinierung hat vor allem folgende Merkmale:

-    eine weitere gezielte Verbesserung der Bildungschancen für alle Heranwachsenden durch den Abschluss jährlicher Zielvereinbarungen zwischen Einrichtungen, ihren Netzwerkpartnern und der Koordinierungsstelle,
-    Begleitung, Auswertung und Transfer von Ergebnissen aus vor Ort laufenden Modellversuchen, wie Produktives Lernen ,„Ein Quadratkilometer Bildung“, usw. mit dem Ziel, dass die gesamte Bildungslandschaft davon profitieren kann,
-    die Erweiterung der bisherigen Koordinierung für den Kreis der Kinder und Jugendlichen hinaus auf junge Erwachsene, die in der Arbeitswelt gut ankommen sollen, und auf Erwachsene,
-    eine stärkere Verknüpfung zwischen Bildung,  Wirtschaft und Arbeitswelt insgesamt,
-    die Fortführung der Bildungskonferenzen im eingespielten Rhythmus, die Fortsetzung der Bildungsberichterstattung und der Aufbau eines Monitoring zur Abschätzung von Wirksamkeit,
-    einer jährlichen Berichterstattung und Bildungsgeneraldebatte im Stadtrat,
-    die Entwicklung von produktiven Formen enger Bildungszusammenarbeit mit dem Landkreis Bautzen und der Staatsregierung, aber auch den vor Ort tätigen Stiftungen („Mehr-Ebenen-Ansatz“),
-    die gezielte Einwerbung von Fördermitteln zur Flankierung dieser Entwicklungslinie.
Dabei ist für mich eine selbstverständliche Voraussetzung, ohne die „nichts geht“, die kontinuierliche Weiterführung der von Stadt und Freudenberg Stiftung finanzierten Koordinierungsstelle mit dem bewährten partnerschaftlichen Auftragnehmer, aber in noch engerer Einbindung in die gesamtstädtische Entwicklungsstrategie.

5. Abschnitt: Qualität nach innen – Attraktivität nach außen

Allein in den letzten fünf Jahren kamen mehr als 1300 Besucherinnen und Besucher nach Hoyerswerda, um an Tagungen zu Bildungsfragen teilzunehmen.  Die Hoffnung ist also wohl berechtigt: Bildung macht Hoyerswerda anziehend. Dieses große Interesse gilt auch der Stadt Hoyerswerda selbst: als eine Stadt, die Bildung als Zukunftsinvestition versteht;  im Anschluss an Fit fürs Leben wird Lebenspraktischer Bildung allmählich zu einem eigenen Markenzeichen.

Die Idee, Bildung zu einem Standortfaktor auszubauen, und zwar auch im Sinne, Menschen von außen in die Stadt zu ziehen, die sich hier weiterbilden im Feld lebenspraktischer Bildung weiterbilden wollen, trägt Wilfried Kruse schon seit Jahren vor.

Ich muss gestehen, dass ich eine lange Zeit immer zwischen dem Reiz, den diese Idee hat, und einer großen Skepsis, ob sie sich umsetzen lässt, hin& hier geschwankt bin. Aber letztlich ist es so: wir haben bei dieser Idee nichts zu verlieren, aber sehr viel zu gewinnen.

Ich bin deshalb entschlossen, zeitnah die Probe aufs Exempel zu machen. Ich denke dabei ein Modellangebot „Lebenspraktische Bildung & Kommunale Koordinierung“. Geprüft werden müsste auch eine Verknüpfung mit der Zuse-Akademie und der Volkshochschule.

Ein solches Weiterbildungsangebot könnte mit touristischen Paketen gekoppelt werden, also z.B. mit der Seenlandschaft, den Pfaden der Industriekultur, Krabat,  vor allem aber auch mit den vielfältigen Aktivitäten,  der KuFa, unserer Museen, des Zoos….  Als Begegnungsort könnte ich mir z.B. das Ossi vorstellen. In dieser Idee scheint mir durchaus auch wirtschaftlich Musik drin zu sein.


Für diese neue Etappe des Bildungsaufbruchs, die Hoyerswerda als Bildungsstadt auch im Kreis Bautzen, im Land Sachsen und darüber hinaus positionieren soll, brauche ich Tat, aber auch Rat. Ich möchte deshalb eine hochkarätige  Bildungskommission einrichten, die uns weitere Expertise in die Stadt bringt, aber auch ermöglicht, Botschafter für uns zu gewinnen.

Auch aufgrund des demografischen Faktors wird „Bildung als Standortfaktor“ für uns von größter Bedeutung. Die Talente in unserer Stadt sind unser „Rohstoff“.

Wenn wir heute einen Masterplan Bildung starten, dann fangen wir eben nicht bei Null an, sondern auf einer gut entwickelten Plattform von Zielorientierung, Qualität, Kooperation und Koordinierung. Deshalb verspreche ich mir, dass wir in verhältnismäßig kurzer Zeit zu präzisen Ergebnissen gelangen, die unser kommunales Handeln in den nächsten Jahren anleiten sollen. Zentrales Ziel ist dabei für mich, Bildung – und dies in der besonderen Variante von lebenspraktischer Bildung – zu einem hervorstechenden und sichtbaren Merkmal unseres städtischen Profils werden zu lassen – und dies auch im Rahmen des Landkreises und darüber hinaus.

Bildung ist keine Ware wie Kaugummi oder anderes; Bildung ist ein Grundrecht, das den Bürgerinnen und Bürgern unserer Stadt in höchster Qualität zukommen soll. Bildung in Qualität und Ausrichtung, wie wir sie in Hoyerswerda machen und noch weiter verbessern, hat aber auch einen Marktwert. Wir sehen, dass Menschen nach Hoyerswerda kommen, um diese Bildung zu erkunden und zu studieren. Wenn wir uns gut aufstellen, wird deshalb auch Bildung die Attraktivität von Hoyerswerda  erhöhen. Qualität nach innen – Attraktivität nach außen: dies sollen zwei wichtige Zielbestimmungen für den Masterplan sein.

Ein Masterplan ist immer dialogorientiert: die schon jetzt intensiv arbeitende Fachgruppe Bildung wird gebeten, gemeinsam mit der Koordinierungsstelle diesen Prozess zu gestalten. Der von mir einzuberufende Bildungsbeirat wird dies kritisch begleiten. Transparenz ist ebenfalls ein wichtiges Merkmal eines Masterplans: unsere Homepage wird in der Abteilung Bildung den Prozess nachvollziehbar machen und zur Beteiligung anregen. Ergebnisorientierung ist ein weiteres wichtiges Stichwort: ich möchte, dass die nächste Bildungskonferenz im Frühjahr 2014 schon einen ausgiebigen fachlichen Blick auf den „Masterplan im Entstehen“ werfen kann.

Beim Masterplan Bildung geht aber schließlich und endlich nichts ohne den Stadtrat: Sie, meine Damen und Herren, werden das letzte Wort haben.

Allerdings: im Sinn „lebenspraktischer Bildung“ ist uns und ist mir persönlich vor dem Hintergrund meiner eigenen Werteorientierung sehr wichtig, dass wir Bildung nicht auf das Ökonomische und Technische verkürzen und damit das Menschliche und Soziale verkümmern lassen.

Deswegen lassen Sie mich abschließend die in diesem Sinne einschlägigen Sätze aus unserem „Bildungsprofil“ zitieren:

„Der weitere Ausbau von Bildung, ihre Orientierung auf die Stärkung demokratischer Verhaltensweisen und die Breite, Vielfalt und enge Vernetzung der Kinder- , Jugend und Kulturarbeit waren Antworten auf die schockierenden Ereignisse, die am Anfang des neuen Abschnitts der städtischen Geschichte standen.  Auch dies ist ein besonderes Merkmal, das die Bildungslandschaft in Hoyerswerda in den vergangenen Jahrzehnten erworben hat: sie setzt Fremdenfeindlichkeit und Rückwärtsgewandtheit Perspektiven entgegen und verhält sich  zu gesellschaftlichen Entwicklungen und Risiken nicht gleichgültig.“

Stefan Skora, Sprecher Weinheimer Initiative und OB Hoyerswerda